Wisst ihr, wie man einen 1.-Aprilscherz im März nennt?
Logisch, Märzscherz.
Gut, lustig ist das nicht, wenn man es so aufschreibt. Die Geschichte dazu ist aber durchaus gut, leider aber nicht niederschreibbar. Es führt mich aber zu anderen pädagogisch wertlosen Dingen, die man als Eltern so tut und sagt. Beispiele gefällig?
Es bringt zum Beispiel nichts, wenn die Kinder beim Zu-Bett-gehen sagen: „Schlaf gut, alte Nuss.“, und man darauf erwidert: „Du auch, Wasserschlauch.“. Daraufhin doppelt das Kind nach: „Bitte noch nen Kuss, Stinkfuss.“, und man selbst während des Gute-Nacht-Kusses antwortet: „Stink gut, du faule Tomate.“
Dieses Spiel geht ewig weiter. Die liebevollen Beschimpfungen gehen ins Unermessliche. Erstens schläft das Kind nach einer halben Stunde noch immer nicht und die elterliche Autorität ist durch das hirnlose Mitlachen und Wörter-finden vergessen. Stempel: pädagogisch wertlos – aber unglaublich lustig!
Es sind auch die Situationen, die der folgenden ähneln. Die Oma kocht superleckere Lasagne, ich sehe mich absolut gezwungen, den Teller nach Beenden des Essens sauber auszulecken. Als die Kinder dies beim nächsten Restaurantbesuch auch machen, man es ihnen verbietet mit dem Spruch: „Das tut man nicht!“, sie laut ausrufen: „Mama, das hast du doch selber auch gemacht!“, ist man um eine Antwort etwas verlegen. Ja, was soll man da sagen… pädagogisch wertlos? Hand aufs Herz: wer hat das nicht schon gemacht und wurde von den Kindern in die Pfanne gehauen?
Von diesen Beispielen könnte ich euch extrem viele nennen.
Ich glaube auch das Folgende geht in diese Kategorie:
Mücke hält während des Essens seinen Fuss auf den Tisch. Ich sage: „Mücke, der Fuss geht runter. Er hat auf dem Esstisch nichts verloren.“ Mücke lässt ihn oben.
„Mücke, wenn du das weiterhin machst, mache ich das auch – aber bei dir!“ Mücke lässt ihn oben.
Ich schiebe in Zeitlupe meinen Stuhl zurück, lehne nach hinten und hieve unter Ächzen und Stöhnen meinen Fuss in die Höhe. Auf den Tellerrand von Mückes Teller. Wie ein Katapult hebt er sich und das Marmeladenbrot fliegt in einer schönen Parabel, Murphy’s Law folgend, mit der Marmeladeseite nach unten auf den neuen Perserteppich. Vor lauter Schreck drehe ich mich um, stosse gegen Mückes 3dl-Schockoladenglas, welches seinerseits umkippt und den Tisch sowie meinen Mann übergiesst. Zwischen den Ritzen im Tisch tropft die Schockomilch hindurch auf den darunterliegenden Hund, der aufsteht und sich – ebenfalls auf dem Perserteppich – schüttelt und die Schokolade so auch noch an der Mauer verteilt in einem schönen, hellbraunen Sprenkelmuster.
Die Kinder haben Augen wie Untertassen, ich beginne wieder zu atmen und mein Mann ist nahe am Ausflippen, sitzt aber, zu einer Salzsäule erstarrt, am Esstisch und sagt: „Hol einen Lappen, „!!#¿NLM+h!!!“
Nicht nur das „!!#¿NLM+h!!!“ ist pädagogisch wertlos, nein auch das Folgende: „Seht ihr, gopferteckel nomol, was passiert, wenn man die Füsse auf den Tisch hält?“.
„Aber Mama, Mücke hat ja gar nichts gemacht.“
„Ja, du hast das alles so versaut. Wir haben das noch niiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiie gemacht. Das was wir machen, ist gar nicht schlimm. Du hast totaaaaaaaaal übertrieben, Mama.“
Eben…
Was will man da sagen? Sie haben’s gecheckt…
Gestern bin ich mit Mücke heim gelaufen und hatte Omas 40-kg Hund an der Leine dabei. Ja, herrje, wohin, wenn nicht zu uns, hätte dieses Vieh gehen sollen, wenn ich es schon an der Leine mitführe?
Mücke fragte innert zwei Minuten 60 Mal: „MamakommtderHundzuuns?MamakommtderHundzuuns?MamakommtderHundzuu-huns?.......“
Etwas gereizt: „Nein, er bleibt jetzt hier stehen und schaut uns zu wie wir ohne ihn heimlaufen!“
Mücke runzelt die Stirn: „Näääääääääää-häääääääääääääääääin! Siiiiiiiiiiicher nicht.“
Im gleichen Moment setzt sich der Hund hin und bewegt sich keinen Viertelmilimeter mehr.
Ich ziehe, ich rede, ich schiebe, der Hund bleibt wo er ist.
Mücke: „Mama, stimmt das jetzt also doch? Er bleibt hier und schaut uns zu-hu?“
„Nein, das habe ich nur so gesagt.“
„Warum sitzt er denn jetzt hier und kommt nicht mehr?“
„Was weiss ich…“
„Warum hast du es denn gesagt, wenn du es nicht weisst?“
Erklärung erwünscht. Wo er recht hat, hat er recht, nur woher hätte ich wissen sollen, dass mich der Hund versteht? Irgendwann hat sich das Tier überreden lassen, mitzukommen und was hat das Kind gelernt? Mama erzählt Widersprüchliches über Dinge, die sie nicht weiss… Pädagogisch wertlos.
Die liebste Geschichte ist mir diese:
Wir hatten einen jungen Hund, der gerne spielte. Elefäntchen kam mit mir mit als wir ein neues Spielzeug kauften für den Hund und anschliessend heimspazierten. Wir brauchten dringend ein neues, weil alle anderen im Fluss neben dem Spazierweg versenkt worden waren. Ich gab Acht, dass Elefäntchen das Spielzeug – eine Art Ball – nur warf, wo der neben dem Weg fliessende Fluss, etwas weiter weg war. Ich erklärte ihm, dass es schade wäre, das neue Spielzeug gleich wieder zu verlieren. Als ich mich bückte, um den Hundekot aufzunehmen, nahm Elefäntchen den Ball und warf ihn, in einem unglaublichen, grossartig weiten Wurf, direkt in den Fluss. Nicht, dass mich lediglich der Verlust des neuen Spielzeugs geärgert hätte, nein, ich musste mit einem Hechtsprung ans Ufer den jungen Hund davor bewahren, dem Ball in einem Kamikazeakt hinterher zu springen und verlor hierbei den gerade aufgenommenen Hundekot – der nun in seine Einzelteile verteilt auf dem Spazierweg lag.
Die nachfolgende Standpauke zu Elefäntchen beinhaltete Erklärungen wie: “Was meinst du eigentlich? Diese Spielzeuge sind nicht gratis. Wir müssen dafür bezahlen und um Geld zu bekommen, müssen wir arbeiten. Woher sonst kommt denn das Geld?“
„Von der Bank?“
„Nein! Nicht von der Bank. Dahin geht es nur, wenn wir arbeiten gehen. A R B E I T E N! Jetzt schwimmt dieses nigelnagelneue Teil im Wasser davon und die Fr. 10.00 sind zunichte. Mann! Wir hätten auch gleich Fr. 10.00 in den Fluss werfen können, ehrlich! Wenn du mal Fr. 10.00 zusammengespart hast, Bürschchen, dann nehme ich dir die ab als Ersatz für den Ball!!!“
Mann war ich wütend.
„Warum kommt das Geld nicht von der Bank?“
„Doch es kommt von der Bank. Aber die Bank gibt es nur, weil wir jeden Tag arbeiten. Das Geld liegt nicht auf der Strasse oder wächst auf Bäumen.“
„?????“
„Das wäre ja noch schöner. Auf der Strasse…“
Fünf Minuten später, auf dem Weg heim, entlang der Strasse, bückt sich Elefäntchen und hebt was gelbes, kleines auf und fragt: „Mama, was ist das?“
Ich hole sehr, sehr tief Luft. Ich versuche meine hervorquellenden Augen zu schliessen und ruhig zu antworten: „Das, Elefäntchen, sind Fr. 10.00.“
„Siehst du Mami, du hattest nicht Recht. Das Geld liegt auf der Strasse!“
Naja… Eltern sind eben auch nur Menschen!