Über mich

Dies sind meine Geschichten für euch... Nicht alle sind absolut ernst zu nehmen, Ironie ist mein steter Begleiter. Sollten Ähnlichkeiten mit mir bekannten Personen auftreten, ist es durchaus möglich, dass ich diese Person meine; es wird jedoch jede Verbindung konsequent negiert. Da die Geschichten nicht (nur) erfundene Aufheiterungen sein sollen sondern aus meinem Leben erzählen, fühlt euch geschätzt, hier erwähnt zu werden, denn es bedeutet, dass ihr mich - ob nur kurz oder für längere Perioden - berührt habt in meinem Leben! Ich freue mich übrigens über jeden Kommentar, den ihr hinterlasst und noch mehr über Leser, die sich als regelmässige Leser eintragen!

Donnerstag, 19. Januar 2012

Nichts-tun

Es ist ja kein Geheimnis. Ich habe mir den rechten Fuss gebrochen. Saublöd, sag ich euch. Gegen den Kühlschrank geschlagen und zack, ein Knöchelchen spiralförmig gebrochen.
Das wusste ich jedoch erst nachdem ich beim Arzt gewesen war; und das war ich erst am Folgetag des Versuches meinen Kühlschrank mittels persönlicher unachtsamer Taekwondotechnik zu beschädigen. Nun ja, geklappt hat es eben nicht. Oder doch, einfach auf der falschen Seite.
Der Arzt, Herr Dr. Lustig erklärte mir ernst was nun zu tun sei: „Frau Laëon, jetzt sind Sie gezwungen, sich eine Woche ruhig zu halten.“
„Ernst…?“ (das …haft ging unter)
„Ja, bitte?“
„Wie bitte?“
„Kennen wir einander? Ernst Lustig, mein Name.“
Ich war etwas perplex aber ich hatte begriffen, nun war fertig lustig.
„Äh nein… ich wollte fragen, was das denn konkret bedeutet. Ich meine, was beinhaltet ruhig verhalten?“
„Ja also: arbeiten Sie? Dann schreibe ich Sie eine Woche krank. Dann sollten sie zu Hause sein und nichts tun.“
Ich war überfordert angesichts des Ernsts der Lage: „Wow, sogar krank schreiben… ist es denn so schlimm?“
„Frau Laëon, ein Knochen ist gebrochen. Verstehen Sie? Nicht weniger als das und wenn Sie wollen, dass es verheilt, dann tun Sie nichts. Einfach nichts.“

Mit diesem Ratschlag und vielen Tablettchen – die ich auch „Bis die Packung leer ist!“ nehmen sollte – verliess ich mehr hüpfend und fluchend die Notfallstation als dass ich sie mit Würde verliess.
Zu Hause angekommen katapultierte ich meine Laune unter den Nullpunkt indem ich die Packungsbeilage der Medikamente las und beschloss, diese zu nehmen und die Nebenwirkungen als unwichtig abzutun.

Das noch viel grössere Problem stellte sich mir mit der zweiten und hauptsächlichen Aufgabe, die mir Dr. Lustig im Ernst mitgegeben hatte: nichts tun. Dies stellte für mich primär ein riesiges philosophisches Problem dar und dann ein imaginäres und schliesslich eines, das ich wie die Packungsbeilage ignorieren musste, wollte ich nicht an Magengeschwüren, Herzrhythmusstörungen, Leber- und Nierenversagen, Darmblutungen und noch vielem mehr auf der Stelle tot umfallen.

Das philosophische Problem war jedoch das folgende und dieses stellte sich nur schon in der Problemstellung selber. Was ist nichts-tun?
Was ist nichts? Oder muss ich schreiben Nichts?
Also dass Null nicht Nichts ist, das hat uns unser Mathelehrer schon beibringen wollen, bereits damals sprengte dies meine Vorstellungskraft.
Nun, wenn ich nichts tue sondern nur rumsitze, dann ist das ja nicht nichts, sondern aktives und bewusstes Rumsitzen. Also man kann nicht nichts tun. Wenn ich schlafe, schlafe ich, wenn ich fernsehe und mein Bein hochlagere, dann tue ich ebendies. Aber ich tue nicht nichts. Ich tue klar viel weniger als an einem anderen 0815-Tag, aber einem lebenden Menschen ist es gar unmöglich nichts zu tun. Ob die Toten nichts tun, kann ich jedoch nicht beantworten. Ich glaube, auch die tun was. Ihre Körper sind vergraben und modern vor sich hin. Also auch Tote tun nicht nichts. Sie modern.

Die Aufgabe des Arztes sprengte meine gesamten Möglichkeiten und sogar meine Vorstellungskraft. Nichts scheint mir das Gegenteil der absoluten Unendlichkeit zu sein. Die Unendlichkeit hat keine Begrenzung, sie breitet sich aus; immer weiter und weiter. Und das Nichts?
Hm… eigentlich gibt es gar kein Nichts. Denn wenn es ein Nichts gibt, dann ist es irgendwie messbar und in diesem Moment, da man etwas klar darstellen kann, existiert es.
Nichts ist nichts. Nichts gibt es nicht. Und nichts-tun ist ein Paradoxon in sich selber. Man kann nicht nichts tun. Man kann nichts. Aber man kann es nicht tun. Sobald man was tut, tut man etwas und weil man etwas tut, ist es nicht nichts. Ausser etwas wäre gleich nichts. Das wäre dann eine mathematische Gleichung und das ginge. Wenn etwas nichts ist, dann kann man nichts tun, weil man dann ja etwas tut. Nämlich nichts.
Aber wenn etwas nichts ist, dann ist ja alles nichts, weil alles etwas ist? Unsere Welt wäre dann das komplette Nichts? Wäre möglich, denn sie ist ja Etwas und sie fliegt in Etwas herum. Weil Etwas mit Nichts identisch ist, wären wir Nichts und flögen im Nichts herum. Obwohl ja das Fliegen auch nichts-tun wäre. Und dann wäre nichts auch nicht mehr das Gegenteil der Unendlichkeit. Nichts wäre dann irgendwie alles. Auch die Unendlichkeit...und an diesem Punkt sprengt das philosophische Problem meine Vorstellungskraft vollends und das imaginäre Problem breitet sich im Lauffeuer zu unvorstellbaren Ausmassen aus.

Mein Kopf raucht. Mein Fuss schmerzt, denn ich habe ob der komplizierten Nachdenkerei vergessen, dass ich nichts tun sollte und bin im Wohnzimmer auf und abgegangen und habe nachgedacht.
Aber macht nichts. Mein Fuss hat nichts, tut nicht weh, ich habe soeben nichts gemacht und gehe jetzt schlafen, um mich vom Nichts-tun zu erholen.

Na, wenn das mal nichts ist!


1 Kommentar:

Ja, los, gibs mir!!!