Ich kurble das Autofenster herunter im Schneesturm.
Hinter den beschlagenen Scheiben erscheint dein Gesicht. Die Schneeflocken haben eisige Tropfen auf deinen Wangen hinterlassen. Sie glitzern im Schein der Laterne. Deine Wangen sind gerötet, kalt; aber deine Augen verspüren die pure Lebensfreude und leuchten. Wie Sterne im schwarzen Himmel. Sie scheinen mich an. Deine langen Wimpern mit den Eiskristallen drauf blinzeln schelmisch und sagen mir, wie sehr sie sich freuen, mich zu sehen.
Komm, steig ein, wir fahren heim.
Warum nur kriege ich dich nicht mehr aus meinen Gedanken? Stets denke ich an dich und jetzt bist du so nah. Ich kann deine Wärme spüren unter der kalten Kleidung. Ich kann die Feuchtigkeit deiner Haut und dein Frösteln riechen. Ich spüre, wie dein Herz dich von innen wieder wärmt. Ich rieche deine feuchten Haare, sehe den Dampf, wie er von deinem Körper aufsteigt und sich unter der Zimmerdecke hängen bleibt.
Da stehst du nun. Irgendwie nackt ohne die dicke Winterkleidung. Wie hilflos du aussiehst. Ich möchte den Blick nie mehr von dir abwenden. Den Augenblick aufsaugen, festhalten. Ich möchte dich spüren, würde dich gerne anfassen, deinen Anblick in meine Gedanken brennen. Die Fältchen um deine Augen und die Linien auf deinen Händen auswendig lernen. Ich möchte dein Lachen nie mehr vergessen, dein Lächeln für immer sehen können. Diese wenigen Sekunden dehnen sich zu einer Ewigkeit. Nie mehr werde ich dich gehen lassen. Ich halte dich fest, meine Gedanken haben dich gefangen und hinterlegt. Wenn ich meine Augen schliesse, sehe ich dich. Wie du den Kopf drehst und „Danke.“ sagst.
Ich fasse deine Hand, ich möchte dich mit mir mitnehmen. Versinken in der Unendlichkeit. Verschwinden für immer. Mich auflösen, vereint mit dir in der Sinnlosigkeit des Augenblicks. Ich möchte mich verstecken und nie mehr hervorkommen. Ich möchte mich verkriechen mit dir. Untertauchen. Abhauen. Dich nie mehr loslassen. Ich studiere die feinen Linien auf deinem Handrücken. Wie schön sie sind.
Ich fühle deine Wärme, meine Wärme, unsere Hände.
Unsere Finger verknoten sich. Nie mehr möchte ich dich loslassen. Nie mehr meine Finger lösen. Doch sie entgleiten mir, sie entziehen sich den meinen.
Die Vertrautheit zwischen uns schwindet. Sie zieht sich zurück. Der Moment bleibt in meinem Kopf bestehen. Ich werde dich immer sehen. Immer dann, wenn ich die Augen schliesse, werde ich wissen, wie du ausgesehen hast. Ich werde die Bilder mitnehmen bis ans Ende meines Lebens. Ich werde die Gedanken hüten wie mein Schatz. Niemand wird sie mir nehmen können.
Verschwunden ist der Zauber des Momentes. Fortgegangen mit deiner Hand, die der meinen entgleitet. Ich sehe deinen Blick in die Ferne gleiten. Ich schaue in deine Augen; sehe die kleinen Punkte darin, die Kringel drum herum. Ich sehe durch sie hindurch in dich hinein. Ich lese die unausgesprochenen Wünsche und die ungestellten Fragen. Werden die Wünsche jemals Gestalt annehmen und die Fragen ihre Antworten finden?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Ja, los, gibs mir!!!