Über mich

Dies sind meine Geschichten für euch... Nicht alle sind absolut ernst zu nehmen, Ironie ist mein steter Begleiter. Sollten Ähnlichkeiten mit mir bekannten Personen auftreten, ist es durchaus möglich, dass ich diese Person meine; es wird jedoch jede Verbindung konsequent negiert. Da die Geschichten nicht (nur) erfundene Aufheiterungen sein sollen sondern aus meinem Leben erzählen, fühlt euch geschätzt, hier erwähnt zu werden, denn es bedeutet, dass ihr mich - ob nur kurz oder für längere Perioden - berührt habt in meinem Leben! Ich freue mich übrigens über jeden Kommentar, den ihr hinterlasst und noch mehr über Leser, die sich als regelmässige Leser eintragen!

Freitag, 28. Januar 2011

Kack Tussen!


Beim Nachtessen:
Voller Freude verkünde ich: „Ich habe nun herausgefunden, dass Echeveria Miranda eine Sukkulente ist."
Mücke: „Wer ist Miranda?"
Mein Mann: „Eine Portugiesin?“
Elefant: „Welche Religion hat denn die?"
Ich war gerade etwas überrumpelt: „Ich nehme an, sie glaubt an nichts und hat keine Religion und..."
„Warum?"
Ich erklärte: „Sukkulenten sind Pflanzen."
Mücke: „Also sind es Tannenbäume?"
Ich: „Nein. Sukkulenten sind Pflanzen, die Wasser in ihren Pflanzenteilen speichern können. Sie sind meist prall und knackig. Zum Beispiel die Aloe Vera oder…“
Mücke ist extrem überrascht: „Dann ist die Mama von Noël eine Pflanze?“

Elefant fiel fast vom Stuhl vor lauter Lachen, ich erklärte weiter: „Nein, Mücke. Die Mama von Noël heisst nur Vera. Sie ist nicht Aloe Vera. Sie ist keine Pflanze und schon gar keine Sukkulente.“
Elefant: „Aber, die sind in so einer komischen Kirche und haben so eine komische Religion! Hast du selber gesagt.“
Ich verzweifelte langsam: „Ja, die Familie von Noël ist in einer komischen Kirche und die glauben irgendetwas, was ich nicht kenne. Aber sie sind ja keine Sukkulenten. Sukkulenten sind eben Pflanzen und die glauben an nichts. Also zum Beispiel Kakteen sind auch Sukkulenten.“

Mücke: „Was sind Kakteen?“
Ich ringe um Worte: „Also, Kakteen sind Sukkulenten und Kakteen ist der Plural von Kaktus.“
Mücke: „Ist die Vera auch ein Plural?“
Halb lachend und halb weinend: „Nein, ein Plural ist die Mehrzahl. Kakteen sind die Mehrzahl von einem einzigen Kaktus.“
Mücke: „Also Kacktussen.“

Elefant: „Ja, genau. Noël hat gesagt, Leona sei eine kack Tusse.“
„Wie bitte?“
„Leona ist eine kack Tusse.“
„Woher hat Noël das?“
„Von seinem Papa.“
„Was?!?!?!?! Noëls Papa hat gesagt Leona sei eine kack Tusse? Ich glaub das ja nicht. Der scheint immer so nett und freundlich und dann sagt er…“
„Also Noël hat gesagt sie sei eine Tusse. Aber sie tut immer so blöd, deshalb ist sie eine kack Tusse.“
Ich verstand: „Ach so, ihr spielt nicht so gerne mit ihr. Weiss denn Noël was eine Tusse ist?“
Elefant: „Ja… also… der Papa hat es ja gesagt. Leona.“
Ich: „Gut, und was ist denn eine Tusse?“
Elefant grübelte und sagte: „Ich weiss nicht. Was ist es denn, Mama?“

Jetzt grübelte ich. Wie konnte ich einem Sechsjährigen erklären, was eine Tusse ist, ohne abwertend zu sein: „Also… ähm… eine Tusse ist eine Frau…“
Mücke: „Sind nur Frauen kack Tussen? Männer nicht?“
„Jaja, es sind nur Frauen. Also es sind Frauen, die eeeeeeeeeeeeeextrem viel Wert auf ihr Äusseres legen. Also… so… solche mit langen, lackierten Nägeln, langen, blonden Haaren [einfüg: der musste einfach sein… *grins*], mit so hautengen Kleidern, einer Topfigur, grossen, lässigen… Sonnenbrillen, toll geschminkt, Stöckelschuhen und so kleinen Fifi-Hündchen mit Diamanthalsbändchen und Hundemäntelchen…“
Elefant hörte genau zu und studierte. 
Dann sagte er: „Also, so wie du!“

Mein Mann prustete seine Reiswaffel über den Esstisch und verschluckte sich an seinem Tee.
Ich war sehr verblüfft. Nicht, weil Elefant festgestellt hatte, dass ich ein Topfigur habe, sondern weil ihm der ganze Rest an mir aufgefallen war. Charmant war das Kind...
Ich war etwas in Erklärungsnotstand: „Hm… also wenn du meinst, ich sei wie Leona….“
„Nein… du bist ja meine Mama und Noëls Papa hat ja nicht gesagt, dass du eine Tusse bist.“
Mücke: „Ja und wenn du eine kack Tusse wärst, wärest du ja auch eine Sukkulente, wie die Mama vom Noël, die Aloe Vera und dann wärst du auch prall und knackig.“
Mein Mann lechzt: „Ja, und wie die Portugiesin. Die ist das auch. Wie hiess die nochmals?“

Ich gab auf. Meine Männer haben irgendwie das Gen für Pflanzen nicht… wenn sie Frauen wären, hätte ich gesagt: „Meine Güte, diese kack Tussen.“

Montag, 24. Januar 2011

Herr Je-Mine

Es gibt Tage, die gut beginnen… das habe ich ja gesagt. Grundsätzlich beginnen bei mir alle Tage schlecht, aber dazu ein anderes Mal.
Es gibt auch Tage, die entwickeln sich zu chaotischen Tagen. Nicht zu schlechten, aber durchwegs solchen, an denen man vor sich selber davon laufen könnte.
Für die, die es nicht wissen, sei hier eingefügt, dass ich tatsächlich Hunde habe und Kinder, Mücke und Elefant. Nein, die natürlich nicht in Echt. So heissen die Kinder.

Als wir gestern einkaufen waren (Aussentemperatur Minus 15 Grad Celsius), sagte Mücke auf der Rolltreppe des Warenhauses: “Mamaaaaaaaaaaaa? Mein Schuh!“
Ich, das Kind am Arm haltend: „Was ist denn mit deinem Schuh?“
Mücke: „Der fehlt.“
Hä?
Ich schaute auf die Füsse von Mücke und musste feststellen, dass nur noch ein Fuss beschuht war. Mist. Wo war denn der andere? Im Auto?
„Mücke, wo ist der Schuh?“
„Abgefallen.“

Na toll. Also oben wieder auf die Rolltreppe, die nach unten führt. Das Kind humpelte hinterher, ich hob ihn hoch, Elefant amüsierte sich köstlich und Mücke lachte mit. Einzig ich kam mir bescheuert vor. Als ich abwärtsfahrend auf der gegenüberliegenden Rolltreppe ein Paar mit unserem Schuh in der Hand nach oben fahren sah, rief und gestikulierte ich, die Kinder machten Faxen und fanden es urkomisch. Das Paar bemerkte uns dennoch nicht.
Als wir unten waren, sah ich das Paar oben in den Laden einbiegen. Also fuhren wir mit der andern Rolltreppe wieder hoch. Ich stolperte mit Mücke auf dem Arm in den Laden. Ich muss anfügen, dass Mückes Name trügerisch ist. Er wiegt nämlich 16 kg. Endlich erreichte ich die Leute – bereits mit einer feinen Schicht an Stressschweiss überzogen - und fragte sie höflich nach dem Schuh. Sie grinsten. Den hätten sie am Kundendienst abgegeben. Na, das war mal eine clevere Idee. Ich dränglte mich also zurück zum Eingang, um zu merken, dass ich da nicht aus dem Laden hinaus komme. Ich sah mich gezwungen, zu wenden, Mücke auf dem Arm, Elefant im Schlepptau und wacklte durch den ganzen Laden, stets darauf bedacht, dass Mücke mit seinem besockten Fuss keine Dinge aus den Gestellen herunterschlug. Schweissgebadet erreichte ich, abgerackert wie ich unterdessen war, den Kundendienst und holte zur allgemeinen Belustigung Mückes Schuh ab.

Am liebsten wäre ich nun heim gefahren und hätte mich auf dem Sofa ausgestreckt. Leider ging das nicht und ich erledigte bereits leicht genervt meine Einkäufe. Währenddessen erinnerte ich mich, dass ich äusserst dringend noch beim Zivilstandesamt anrufen sollte, um eine Frage betreffend meines Namens zu klären. Ich beschloss also, dies sofort nach der Heimkehr zu erledigen.
Zu Hause vergass ich den Anruf natürlich und erinnerte mich daran, als ich mit den Hunden und den Kindern spazieren ging. Mücke und Elefant quängelten sich durch, dass ein jeder mit seinem Schneebob über den Trampelpfad in der Wiese gehen darf und wir uns unten wieder treffen. Eigentlich ist der Bob etwas gross für Mücke, aber ich dachte, wenn die beiden in der Wiese beschäftigt sind, kann ich – der Strasse entlang laufend und die Kinder beobachtend – meinen Anruf erledigen. Ich rief also bei der Gemeinde an, als die Kinder etwa zehn Meter weit in der Wiese standen und mit ihren Bobs hantierten.

Eine Dame meldete sich: „Gemeindeamt Frau Kemaier.“
„Guten Tag, Frau Kemaier, ich suche das Zivilstandesamt.“
„Da sind Sie hier falsch. Ich gebe Ihnen die richtige Nummer. Nur einen Moment bitte.“
Ich wartete, ging langsam und beobachtete Mücke, der sich an irgendwas auf dem Weg zu schaffen machte. Er rief: „Mamaaaaaaaaaaaa! Die Sch…“ (Auto düst vorbei).
Ich rufe: „Waaaaaaaaaaaaaaaaaas?“
„Die Schnu!“
„Sind Sie noch dran?“
„Äh… jaja…“
„Gut, also hier ist die Nummer. Haben Sie etwas zum Schreiben?“
„Ähm… nein. Moment, ich werde mir die Nummer merken. Ich wiederhole sie einfach nochmals, sobald Sie sie mir gesagt haben.“
„Ja sehr gut.“
Frau Kemaier nannte mir die Nummer, ich wiederholte.
Dann sagte sie: „Sie müssen Herr Micola verlangen.“
„Wie bitte? Herr Ricola?“
„Nein, Herr Micola.“
Ich bedankte mich bei Frau Kemaier, merkte mir noch immer die Nummer leise vor mich hinmurmelnd und den Namen. Und – oh Schreck – bemerkte, dass Mücke noch immer irgendetwas rief.
„Maaaaaaaaaaaaaaaaa-maaaaaaaaaaaaaaaaa! Die Schnu…“ Der Rest ging im Lärm eines vorbeirasenden Lastwagens unter.
Ach herrje, was wollte mir das Kind bloss sagen? Ich versuchte mir zusammenzureimen, was er hätte meinen können, tippte die Nummer von Herr Micola in mein Handy und merkte mir noch immer den Namen des Zivilstandsbeamten, den mir Frau Kemaier genannt hatte. Ich nahm an, Mücke hatte ein Problem mit der Schnur seines Bobschlittens. Ich rief zurück: „Mücke, nimm die Schnur und lauf weiter.“ Hätte ich ihm bloss den Schneebob nicht mitgegeben... Egal, ich musste jetzt noch den Anruf tätigen.

Komischer Name. Herr Micola. Ob das wohl ein italienischer Name ist? Vielleicht hatte ich ihn auch beim zweiten Mal falsch verstanden als Frau Kemaier ihn mir gesagt hatte und der Herr heisst Nicola? Wäre noch plausibel.
Ich rief also an und es meldete sich eine sonore Männerstimme: „Zivilstandesamt, Cola.“
Ich wunderte mich. Ich bin kurz sprachlos. Cola?
„Guten Tag, Herr Micola, ich hätte…“
Er unterbrach mich: „Cola. Bitte. Nur Cola.“
Was will mir dieser Mann sagen? Männer sprechen in Rätseln…

„Cola? Ja, also Herr Micola, es ist so…“
„Nein, ich heisse Hermi Cola. Verstehen Sie? Hermi ist die Abkürzung meines Vornamens. Ich heisse offiziell Hermann Cola. Man nennt mich aber Hermi. Ich heisse Hermi Cola.“
Ach verdammt. Jetzt hatte ich den Herrn, von dem ich erst dachte, er heisst Ricola mit seinem Vor- und Nachnamen angesprochen?! Der Herr Micola ist der Hermi Cola. Das war saupeinlich. Obwohl Cola ja auch ein bekloppter Name ist. Sowas dürfen Mücke und Elefant noch nicht mal trinken und der Mann heisst so?
Ich entschuldigte mich vielmals, sagte ihm, wie peinlich mir das Ganze war und dass ich wohl Frau Kemaier falsch verstanden hätte.
Hermi Cola lachte: „Wer hat Ihnen den Namen gesagt?“
„Frau Kemaier vom Gemeindeamt.“
Herr Cola kugelte sich vor Lachen: „Sie sind mir ja eine lustige Person. Die Dame heisst Frauke Maier. Nicht Frau Kemaier.“

An diesem Punkt hätte ich heulen können. Meine Güte, das war ja die Höhe. Ich erinnerte mich an meine Frage, aber zog es vor – da sie ja mit meinem Namen zusammenhing – sie nicht zu stellen. Es hätte in einem Desaster geendet.
Ich beendete das Gespräch. Ich fror an meine Finger, es war nämlich wieder mindestens Minus 15 Grad Celsius und ich wollte diese Missverständnisse verdrängen.

Nicht zuletzt auch deswegen, weil Mücke und Elefant am Ende des Weges angekommen waren und wie Engelchen auf mich warteten, war es an der Zeit, mich anderem als meinen Verhörern zuzuwenden. Ich überquerte die Strasse und fragte Mücke, was den los gewesen sei.
Mücke sagte: „Der Schuh.“
Mit einer bösen Vorahnung, die mich traf wie der Schlag, schaute ich auf Mückes Füsse. Ein Schuh fehlte.
„Mücke, wo ist dein Schuh?“
„In einem Loch stecken geblieben. Aber du hast gesagt, ich solle die Schnur nehmen und weiterlaufen.“

Ach Herrjemine. Brauchte ich eine Konsultation bei einem Ohrenspezialisten? Dies wollte ich mir später überlegen.

Ich machte mich also auf dem metertief mit Schnee bedeckten, 50 Meter langen Wiesenpfad mit den vielen schuhverschlingenden Löchern auf die Suche nach dem Loch, in welchem Mückes Schuh steckte und schwor mir, dass ich inskünftig, bevor ich fünf Dinge auf einmal machte, erst Herr Rypotter und dann seinen Freund Herr Mine-Granger anrufen würde, damit diese mir aus der Patsche helfen konnten. Herr Je-Mine, da half wirklich nur noch Zaubern!

Freitag, 21. Januar 2011

Tage, die gut beginnen...

...gibt es durchaus. Bei mir sind es meist diejenigen, an denen ich den Bus verpasse, um ins Büro zu fahren.
Es ist einfach verzwickt. Seit dem Fahrplanwechsel am 12. Dezember 2010 fährt der erste Bus - und der fährt eine extrem lange Strecke, bevor er bei mir ist - um 06.39 Uhr und nicht wie vorher um 06.43 Uhr.
Das ist wirklich verzwickt, auch wenn einige ausrufen würden: "Was wegen diesen vier Minuten macht man so ein Tamtam?!" Ja, macht man.
Es sind die vier Minuten, die reichen, um kurz nach oben zu rennen, einen Apfel aus dem Kühlschrank zu nehmen, in der Tasche zu kontrollieren, ob man das Handy, den Schlüssel und die Haarbürste hat.
Klar, die Haarbürste. Wenn ich nämlich einen Bus erwischen muss, der vor 07.00 fährt, brauche ich eine Haarbürste, denn dann hab ich selten Zeit, die Haare noch zu Hause zu bürsten...
Auf jeden Fall verzichte ich nicht auf diese paar Dinge, ohne die ich den Arbeitsmorgen nicht überstehen möchte und.... bin meist zu spät. Pünktlich für den 06.43 Uhr Bus!
Wenn ich Glück habe und das Wetter auf meiner Seite steht, reicht nämlich 06.43 Uhr. Manchmal reicht es aber halt nicht.
So wie heute Morgen. Nachdem ich um 06.41 Uhr beim Hinuntergehen zur Bushaltestelle - es geht extrem steil hinunter und es hat Eis und Schnee auf der Strasse und ich habe mich heute in der Annahme den Bus zu erreichen in meine Highheels gestürzt - ein komisches Rauschen gehört habe, das mein Verstand willkürlich einem Lastwagen zugeordnet hat, musste ich um 06.48 Uhr zugeben, dass das Rauschen doch eher zu meinem verpassten Bus gehört hatte. Mist.
Ich handelte mit mir selber in einem intensiven Streitgespräch aus, dass ich noch fünf Autos abwarten würde, in der Hoffnung, der Bus sei eventuell doch arg verspätet und unter jenen fünf. Nachdem vier Autos vorbei gefahren waren, kam einfach nichts mehr. Ich stand und wartetet und wartete und ich sagte zu mir:
"Ach komm, geh jetzt. Vier sind vorbei und das fünfte ist bestimmt nicht der Bus."
"Und wenn schon? Ich habe gesagt, ich warte bis fünf durch sind."
"Also falls es doch der Bus wäre, dann hältst du den dann auf der Strasse an, aber vergiss es."
"Doch, ich warte."
Seht ihr das Problem? Ich konnte nicht einfach gehen, weil ich ja warten wollte. Jemand musste nachgeben. Hm... ok, die Schlauere gibt nach, also ich. Also wartete ich halt, weil ich ja gesagt hatte, ich wollte fünf Autos abwarten obwohl ich genau wusste, dass ich unrecht hatte. Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich meinen Arm genommen und mich vorwärtsgezogen. Da dies dann bei einer internen Streiterei doch blöd ausgesehen hätte, wenn ich mich selber am Arm der Strasse entlang gezogen hätte - in Highheels - blieb ich stehen und verhielt mich ruhig.
Die Zeit verging, ein Auto kam und endlich konnte ich loslaufen und den inneren Widerstand überwinden, der mich zum Warten gezwungen hatte.
Mann war das blöd. Ich schwor mir, wenn ich inskünftig so spät dran war, nie mehr die Highheels anzuziehen. Auf dem Eis und Schnee war das nicht grad das Tollste zum Laufen. So beschloss ich an der nächsten Kreuzung (bei dieser Kreuzung kommen meist ganz nette Leute, die ich oft sogar kenne), sollte gerade ein Auto andüsen - dieses anzuhalten mit der Bitte, mich mitzunehmen.
Prompt war mir das Schicksal hold und ein wahnsinnig schnittiger Wagen hielt an. Abgedunkelte Scheiben, zackiger Fahrstil.  Einschieben muss ich hier, dass ich sehr ungerne per Anhalter fahre. Man weiss wirklich nie, wem man begegnet und längere Strecken würde ich nie per Anhalter fahren. Bei einer Autostrecke von drei Fahrminuten morgens um 06.50 Uhr vergesse ich meine Prinzipien aber manchmal. Ich weiss, drei Minuten... ich hätte laufen können ins Geschäft. In 15 Minuten wäre ich auch da gewesen... aber eben, die Highheels, der Schnee, das Eis und die Minus 12 Grad unterstützten meinen Entscheid...
Ich öffnete also die Türe. "Guten Morgen, kann ich mitkommen bis zum Bahnhof?"
Ein ansprechender, grauhaariger Mann (Typ Clooney wäre übertrieben aber doch sehr nett) sagt in gehetztem Tonfall: "Ja! Los, steigen Sie ein."
Gut, Sprung rein ins Auto. Er drückt auf die Tube, die Reifen spulen und schon geht es in rasantem Tempo in Richtung Bahnhof.
Verdammt, ich kenn den Typen.
"Etwas kalt zum Laufen, was?"
"Naja, es geht."
"Aber so ist es einfacher!"
Pause.
"Wohin müssen Sie denn? Müssen Sie den Zug erreichen?"
Überleg, überleg... wer ist es denn, der mich hier so ausfragt...doch ein Mörder? Warum will der das alles wissen?
"Nein, zur Arbeit."
"Wo arbeiten Sie denn?"
Ich beginne laut zu lachen "In der amtlichen Stelle für die Lösung von Problemen für Menschen, die Hilfe benötigen."
"Warum lachen Sie so?"
Ha, er lacht ja selber mit!
"Weil Sie mich so ausfragen. Das brauchen Sie doch gar nicht zu wissen!"
"Stimmt. Sie hätten ja sagen könnnen, meine Fragen seien unverschämt und mir nicht antworten."
Wir lachen beide. Doch kein Mörder. Der könnte nie so herzhaft lachen mit den bösen Absichten im Hinterkopf. Also ist er ansprechend, hat ein schnittiges Auto und ist schlagfertig. Das macht den Morgen doch grundsätzlich schon mal gut, oder? Wieviele Frauen können schon behaupten um 06.50 Uhr schon so einen Mann gesehen zu haben?
Ich frage: "Ja, wohin müssen Sie denn?"
"Auch ins Büro."
"Ah, so. In welches?"
Mir dämmert langsam... Politik...
Er lacht wieder und zögert. "Müssen Sie denn so früh mit Arbeiten beginnen, da wo Sie arbeiten?"
"Grundsätzlich nicht, aber meine Schwiegereltern sind zu Besuch."
Da lacht noch lauter: "Ach so, dann sind Sie auf der Flucht?"
Ich lache mit.
Wir sind schon fast am Bahnhof, da sagt er: "Ich muss jetzt kurz Unterlagen holen in meinem Büro und dann nach Zürich düsen." Warum er mir das doch noch gesagt hat, weiss ich nicht. Vielleicht hat sein anderes ich darauf gepocht, diese freundliche Erklärung wäre fairnesshalber noch angebracht - ich hatte ihm ja auch geantwortet.
Ich wünschte ihm eine gute Fahrt mit wenig schlechtem Verkehr und merke, dass es sich um unseren netten Herrn Nationalrat handelt. Was mich zum Schluss führt, dass Politik doch gar nicht so schlecht sein kann. Vor allem nicht, wenn sie von einem gutaussehenden, schlagfertigen und lachenden Herrn betrieben wird!
Mit einem grossen Lächeln über diese witzige Begegnung  - und das vor 7.00 Uhr morgens - bin ich überzeugt, dass ich einen guten Tag haben werde!

Dienstag, 18. Januar 2011

Sie hasst mich, die Toilette!

Um nochmals auf die gestern besetzte Toilette zurückzukommen, ich sag euch: die will mich veräppeln, diese Toilette.

Nicht nur, dass sie stets muffig und schmuddelig  ist – ja, die Stehpinkler benutzen sie leider auch – nein, sie hat was gegen mich. Heute beschloss ich auf dem Weg zum Chef, meine riesige Kaffeetasse in ebendieser Toilette im Lavabo zu deponieren, um den von gestern klebenden Kaffeeschmutz richtig einweichen zu lassen und sie anschliessend in blitzblankem Zustand wieder mit frischem Kaffee zu füllen.

Das wie-rede-ich-richtig-mit-sich-selbst-verherrlichenden-Fachkräften-die-immer-alles-besser-wissen-weil-sie-FACHkräfte-sind-Coaching mit meinem Chef ging länger als erwartet. Als ich aus seinem Büro trat und in die Toilette wollte, um die Tasse zu schrubben und mir meinen Kaffee reinzuziehen, brannte Licht in der Toilette. „Nicht so schlimm.“, dachte ich und ging noch auf einen Vorkaffeeklatsch zu meiner Bürokollegin. Die Türe zum Büro habe ich offen gelassen, um zu hören, wann die Klotüre aufgeht und ich meine Kaffeetasse aus ihrer misslichen Lage – eingesperrt in einer furchtbaren Toilette im Beisein einer fremden Person – zu befreien. Nach fünf Minuten ging ich schauen, ob ich es allenfalls verpasst hatte, zu bemerken, dass die Toilette frei war. Aber mein Gehör hatte mich nicht im Stich gelassen. Alles beim Alten. Das Licht brannte, da war jemand drin, der eine sehr intensive Sitzung hatte. Nach weiteren fünf Minuten machte ich die Runde in die anderen Büros. Meine kollegialen „Ciao!“ dienten nicht der Bindungsfestigung gegenüber meinen Mitarbeitenden, nein, sie dienten einzig und allein dem Zweck, meinen Kopf in alle Büros zu stecken und zu kontrollieren, wer fehlte und somit das Klo blockierte. Im dritten Büro wurde ich fündig. Ein Kollege fehlte seit geraumer Zeit.

Bis dahin waren weitere fünf Minuten vergangen. Ich begab mich zurück zur Toilette und liess mich – wie gestern schon –hinreissen, leise zu klopfen. Diesmal sagte ich jedoch nur: „Hallo?“
Keine Antwort.

Und jetzt? Ich ging zu meiner Kollegin zurück und fragte sie, ob sie festgestellt hätte, dass der im Büro fehlende Kollege, der auf dem Klo sass irgendwie krank war? Ob er eventuell sogar infolge einer Unterzuckerung bewusstlos in der Toilette lag. Das wäre furchtbar gewesen. Nicht nur, dass besagte Toilette über kein Fenster verfügt. Nicht auszudenken, in welchem Ausmass man peinlich berührt wäre, seinen Bürokollegen mit offenem Hosenschlitz, unterbrochen in seiner Pinkelaktion, und kurios verrenkten Gliedmassen am Boden einer schmuddeligen, muffigen Toilette vorzufinden nachdem man bereits die massive Holztür aufgebrochen hat. Ich spann diesen Gedanken weiter, als besagter Kollege mit Mütze und Jacke ins Büro trat. Ich war so überrascht, dass er da stand und wollte geradeheraus wissen, ob er jetzt seit rund 20 Minuten die Toilette blockiert habe, was er verneinte.

Sogleich ging das Mutmassen weiter. Wer sonst könnte es sein? In allen anderen Büros waren alle Arbeitsplätze besetzt. War da ein externer Toilettenbrillenwärmer bei uns eingeschlichen und machte es sich dort gemütlich?

Mein Kollege unterbrach meine wilden Gedanken und wollte wissen, ob ich denn die Türklinke gedrückt hätte. Gute Frage.  Ich wusste es nicht.
Er ging vor mir her und sagte, dass bestimmt nur jemand das Licht habe brennen lassen und ich seit zwanzig Minuten vor einer offenen Toilette gewartet hätte, bis jemand heraus käme und unter meinen wirren Gedanken gelitten hätte, was diese Person in dieser Zeit mit meiner Kaffeetasse hätte anstellen können.
Das wäre ja noch gegangen. Peinlich war es erst, als der Kollege die Türe effektiv aufmachte und kein Mensch in der Toilette war.
Der Kaffee hat aber gut geschmeckt. Ich kann nur sagen, zum Glück habe ich heute und nicht gestern vor einer offenen Türe gewartet. Gestern ging schon einiges in die Hose, hätte ich es aber geschafft 20 Minuten vor einer offenen Türe auf ein nie eintreffendes Ereignis zu warten, hätte ich die Hose nicht nur waschen, sondern chemisch reinigen lassen müssen.

Montag, 17. Januar 2011

Dilemma? Polylemma? Egal... verschissen!

Nun… ob das Folgende nun ein Dilemma, ein Polylemma oder ein Paradoxon ist kann ich jetzt noch nicht sagen. Lest selber…

Heute Morgen spürte ich ein komisches Grummeln in der Magengegend. Ich beschloss gegen zehn Uhr in der Früh mir einen dieser unterdessen leckeren Bürokaffees zu besorgen und so dieses Gefühl zu stillen. Als ich aufstand, musste ich leider feststellen, dass es gar kein Hüngerchen war, das da grummelte sondern das Klopfen meiner Gedärme, das mich jetzt, aufgerichtet, in Richtung Toilette drängte. Also nahm ich die paar Schritte aus dem Büro unter die Füsse, um vor verschlossener Toilettentüre stehen zu bleiben. Da haben wir das Dilemma. Stehen bleiben und warten oder mit zusammengekniffenen Pobacken und einer unglaublich verkrampften Anspannung vier ganze Treppen hinuntersteigen. Beide Möglichkeiten waren schlecht.

Ich entschied mich fürs Warten und versuchte mich mit Blick auf die draussen wehenden Fahnen abzulenken. Irgendwann, bestimmt waren schon fünf Minuten vergangen, hebelte ich noch einmal verzweifelt an der Türklinke herum und liess mich von dem inneren Drang, den es nun bereits mit Hochdruck zu beseitigen gab, dazu hinreissen, an die Türe zu klopfen und zu fragen: „Hallo? Ist da jemand drin?“
„Ja, da ist jemand drin. Wie hätte ich sonst die Klotüre von innen schliessen können?“

Gute Frage, muss ich zugeben. Es hätte ja sein können, dass sich dieser jemand einen Spass erlauben wollte und zum Fenster hinausgestiegen war, überlegte ich kurz. Ich verwarf diese doch eher unwahrscheinliche Idee, da ich diese Person sonst draussen an den Fahnenstangen hätte hängen sehen. Der Absprung wäre auch für einen Innen-WC-Verriegler-mit-aus-dem-Fenster-Springambitionen zu gewagt gewesen.
„Und jetzt?“, überlegte ich weiter. Weiterhin warten bis ich dem Jemand ins Gesicht schauen und anschliessend dessen Gerüche einatmen konnte oder doch hinuntersteigen.


Diesmal wählte ich aus den beiden Möglichkeiten die andere. Nicht die bessere oder schlechtere, sondern die andere. Pobacken zusammen und los.
Auf der untersten Treppe stolperte ich, meine Pobackenklemmerei, die sowieso sehr anstrengend war, gab sofort nach und da hatte sich das Problem wortwörtlich selber teilweise gelöst. Rum um die Ecke, Hechtsprung an die Türklinke… den Rest könnt ihr euch denken? Denkste…

Türe verschlossen!
Schon wieder so ein WC-Deckel-Wärmer… ich hielt es nicht mehr aus. Warten oder wieder hoch? Zu retten war nicht mehr viel. Also wartete ich. Hier hat sich das Dilemma gelöst: Oben warten wäre eindeutig die bessere Möglichkeit gewesen. Denn damit, dass die untere Türe auch verschlossen hätte sein können, habe ich nicht gerechnet.
 Nach mir endlos scheinenden Minuten kam mein Kollege heraus und meinte freundlich: „Guten Morgen, Frau Laëon. Wie geht es Ihnen heute? Kann ich Ihnen helfen oder weshalb sitzen Sie auf der Treppe?“ Mit gequältem Lächeln drängte ich mich an ihm vorbei in die Toilette. Die Antwort auf seine nette Frage hörte er wohl auch noch draussen im Treppenhaus.

Das Einzige, was ich mir im Nachhinein noch überlegen musste: Heim gehen und krank machen, mit diesen Hosen weiterarbeiten oder neue Hosen kaufen gehen? Ob das ein Polylemma ist, lassen wir hier mal offen.

Dilemma? Polylemma? Paradox!


Diese Dilemmas - jawohl Dilemmas oder Dilemmata. Hab ich nämlich nachgeschaut. Das ist griechisch und heißt "zweigliedrige Annahme“ - also eben diese Dillemmas...

Ich muss jetzt gerade etwas korrigieren. Ich leide gar nicht nur unter Dilemmas sondern unter Polylemmas. Polylemmas sind Situationen in denen man aus mehr als zwei Möglichkeiten wählen kann, von denen aber keine eindeutig zu bevorzugen ist, weil alle gleich (oder ähnlich) schlecht bzw. gut sind.
Das Resultat eines Di- oder Polylemmas ist und bleibt dasselbe, es ist nämlich paradox. Was mich dazu führt,  euch geneigten Lesern auch dieses Wort noch zu erklären. Ich halte mich jedoch sehr einfach: Ein Paradox ist ein scheinbarer oder tatsächlich unauflösbarer, unerwarteter Widerspruch. Soviel zum Resultat. In meiner Nachforschung über den korrekten Plural von Dilemma bin ich nun soweit, dass ich bemerkt habe, dass es extrem viele Paradoxa oder Paradoxien gibt und ich mich nicht in der Lage fühle, euch diese alle näher zu bringen. Falls es jemanden interessiert: siehe Wikipedia.

Um zu den Polylemmas zurückzukehren und euch meine täglichen Polylemmas näher bringen zu können, muss ich die folgende Geschichte von Hodscha Nasreddin heranziehen:
Hodscha geht mit seinem Sohn auf einen Viehmarkt, um dort einen Esel zu kaufen. Nachdem sie nach langer Suche einen Esel gekauft haben, machen sie sich auf den Weg nach Hause. Zunächst gehen sowohl Hodscha als auch sein Sohn zu Fuß neben dem Esel her, bis sie ein entgegenkommender Wanderer auslacht und fragt: „Ihr habt einen Esel, aber warum reitet keiner auf ihm?“ Nach kurzer Überlegung setzt sich nun der Sohn auf den Esel, und so setzen sie ihren Heimweg fort, bis ihnen der nächste Wanderer entgegenkommt und zu dem Sohn sagt: „Junger Mann, du solltest dich schämen. Du hast junge Beine und reitest auf dem Esel, während dein Vater laufen muss!“ So setzt sich nun der Vater auf den Esel, und der Sohn geht zu Fuß. Nun treffen sie einen weiteren Wanderer, der zu dem Vater sagt: „Du solltest dich schämen, du mit deinen starken Beinen reitest auf dem Esel, während der zarte Junge zu Fuß gehen muss!“ – Also setzen sich beide auf den Esel, und setzen so den Heimweg fort, bis ihnen abermals ein Wanderer entgegenkommt, der sie beschimpft: „Ihr solltet euch schämen! Ihr beide sitzt faul auf dem Esel, und das arme Tier muss die ganze Strecke die schwere Last von euer beider Gewicht tragen!“ Daraufhin entschließen sich Vater und Sohn, den Esel an eine Stange zu binden, und tragen nun den Esel bis nach Hause. Als sie dort ziemlich spät und völlig erschöpft ankommen, sagt die Frau des Vaters: „Ihr seid vielleicht zwei Dummköpfe! Warum lasst ihr den Esel nicht selber zu seinem neuen Stall laufen?“

Dinge über die man nicht spricht


Es gibt Dinge, über die spricht man nicht. Ich meine nicht etwa die beispielsweise salonfähigen Seitensprünge oder Schönheits-OP's. Ich meine zum Beispiel Hunde,  Religion oder Kinder. Diese drei Themen passen sehr gut zueinander. Wer sehr Bibeltreu lebt hat viele Kinder. Damit keinen Platz mehr für einen Hund. Oder auch keine Zeit oder keine Nerven. Die Zeit braucht man für die Religion und beim Bibellesen tankt man die Nerven auf, die jedoch von den vielen Kindern gleich wieder aufgebraucht werden usw.
Oder wer Hunde hat - und Hunde sind per se böse - hat bestimmt keine Kinder. Was das mit Religion zu tun hat, weiß ich jedoch nicht.
Spielt auch keine Rolle.
Ich vermeide diese Themen auf jeden Fall immer. Wenn ich sage: "Ich habe zwei Hunde.", mögen mich die Eltern mit kleinen Kindern nicht, da die Hunde böse sind und mein Haus schmutzig. Wenn ich sage: "Ich habe zwei Kinder.", mögen mich die Bibelleser nicht, denn zwei reichen nicht, um das Christentum und die Menschheit zu vermehren und die Hundehalter meiden mich weil ihre Hunde meine Kinder gefährden. Naja...und die Bibel lese ich nicht. Denn ich habe schlichtweg keine Zeit dazu. Meine Kinder rauben mir die letzten Nerven, die Hunde wollen Gassi gehen und abends bin ich so müde, dass ich auf dem Sofa einschlafe. Das ist so mit Kindern.
Verantwortungslos? Möglich. Ich weiß, meine Kinder sind durch die Präsenz der Hunde gefährdet (und durch die vielen Mikroben, die durch die Hunde angeschleppt werden) und ihre religiöse Bildung fehlt. Nein nicht die der Hunde oder Mikroben. Die der Kinder. Egal wie ich es mache, irgendwem passt immer irgendetwas nicht. Nur, wie soll ich es machen?